07. Dezember 2023 - Wichtigster deutscher Forschungsförderpreis geht an Prof. Dr. Tobias Erb und Prof. Dr. Peter R. Schreiner
Der Leibniz-Preis gilt als wichtigster Forschungsförderpreis in Deutschland und ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert. Die DFG würdigt damit Prof. Dr. Tobias Erbs wegweisende Arbeiten auf dem Gebiet der synthetischen Mikrobiologie. Ebenfalls erhielt Prof. Dr. Schreiner den Preis laut DFG „für seine herausragenden Arbeiten in der Physikalisch-Organischen Chemie, mit denen er wegweisende Beiträge zur Reaktionskontrolle geleistet hat“. Er habe durch seine Forschungen den Überschneidungsbereich der organischen, physikalischen und theoretischen Chemie nachhaltig geprägt und beeinflusst.
Marburger Max-Planck-Forscher wurde mit dem höchsten deutschen Wissenschaftspreis ausgezeichnet
Prof. Dr. Tobias Erb, Direktor am Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie und Professor an der Philipps-Universität in Marburg, erhält den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Leibniz-Preis gilt als wichtigster Forschungsförderpreis in Deutschland und ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert. Die DFG würdigt damit Tobias Erbs wegweisende Arbeiten auf dem Gebiet der synthetischen Mikrobiologie.
Bildunterschrift: Prof. Dr. Tobias Erb, Direktor am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, erhält den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2024. Copyright: Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie/Chris Kettner
Tobias Erbs Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Stoffwechselwege von Mikroorganismen, vor allem solchen, die an der Umsetzung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) beteiligt sind. An den Schnittstellen zwischen Molekularbiologie, Biochemie und synthetischer Biologie untersucht er die Struktur und Funktion mikrobieller Biokatalysatoren (Enzyme), verändert ihre Eigenschaften mit Methoden der synthetischen Biologie und baut Stoffwechselwege zusammen, die in der natürlichen Evolution nicht entstanden sind. Diese Stoffwechselwege setzt Tobias Erb in natürlichen und künstlichen Zellen ein. Der innovative, fächerübergreifende Forschungsansatz eröffnet neue Ansätze zur Entwicklung von Technologien für die Bewältigung der Klimakrise.
„Tobias Erbs Arbeit zeigt beispielhaft, was neuartige wissenschaftliche Ansätze zur Klärung von Zukunftsfragen der Menschheit beitragen können“, sagt der Marburger Universitätspräsident Professor Dr. Thomas Nauss. „Indem Erb den CO2-Stoffwechsel von Mikroorganismen im Detail untersucht, nachbaut und abwandelt, legt er mit seiner wissenschaftlichen Arbeit das Fundament, um den Kreislauf klimaschädlicher Treibhausgase zu verstehen. Die Philipps-Universität ist stolz darauf, dass Professor Erb den Marburger Wissenschaftscampus als Hochschullehrer und Mitglied des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie prägt!“
Mikroorganismen nutzen Sonnenlicht oder Wasserstoff, um CO2 in Form von organischen Verbindungen zu fixieren. Damit können sie das problematische Treibhausgas CO2 als Kohlenstoffquelle nutzbar machen. Mit Tobias Erbs synthetischen Stoffwechselwegen lässt sich in ähnlicher Weise CO2 aus der Luft entnehmen – dies aber sogar effizienter als in der Natur - und in Wertstoffkreisläufe einspeisen. Kürzlich gelang es ihm und seinem Team, einen künstlichen Chloroplasten zu konstruieren und elektrischen Strom direkt an Stoffwechselumsetzungen zu koppeln, um den biochemischen Energieträger ATP zu gewinnen. Aus einfachen Kohlenstoffverbindungen könnte man damit Wertstoffe auf nachhaltige Weise herstellen. Damit eröffnet Tobias Erbs Forschung weitreichende Möglichkeiten zur Entwicklung nachhaltiger Verfahren in der Biotechnologie sowie dem Einfangen von CO2 aus der Atmosphäre.
Tobias Erb wurde 2009 an der Universität Freiburg im Fach Mikrobiologie promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in den USA und der Schweiz übernahm er 2014 die Leitung der Abteilung „Biochemie und Synthetischer Metabolismus“ und wurde 2017 Direktor am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Seit 2022 ist er zudem Professor an der Philipps-Universität Marburg. Erb wurde 2022 als Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt und ist seit 2023 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Tobias Erb wurde 2015 von der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft in die Liste der 'Talented 12' aufgenommen und 2016 mit dem Heinz-Maier Leibnitz Nachwuchspreis der DFG ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem den Otto-Bayer-Preis in 2019, den Jean-Marie-Lehn-Forcheurs-Prize in 2021 und den Merck Future Insight Prize in 2022.
Wichtigster deutscher Forschungsförderpreis geht an Wissenschaftler der Universität Gießen
„Mit dem Kollegen Schreiner, dessen Professur in direkter Weise mit unserem Namensgeber Justus Liebig verbunden ist, wird ein Wissenschaftler ausgezeichnet, der bereits höchstes internationales Ansehen genießt und zugleich erhebliches Potenzial für weitere bahnbrechende Forschungen besitzt“, kommentierte Prof. Dr. Katharina Lorenz, Erste Vizepräsidentin der JLU, die Nachricht, die die DFG am Donnerstag im Anschluss an die Sitzung ihres Hauptausschusses verkündete. „Prof. Schreiner setzt sich neben seinen Forschungen in besonderer Weise für die JLU ein und gestaltet viele unserer internationalen Partnerschaften aktiv mit. Ich beglückwünsche ihn von ganzem Herzen zu dieser hochverdienten Auszeichnung.“
Prof. Schreiner selbst betonte: „Der Preis würdigt und unterstreicht in besonderer Weise die vielen kreativen Momente und die harte Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den letzten rund 25 Jahren. Ich bin überglücklich, diese Auszeichnung im Namen aller entgegen nehmen zu dürfen und freue mich vor allem auf das, was noch kommt.“
Der Preisträger hat mit seinen Arbeiten gleich mehrere Bereiche der organischen Chemie in den letzten Jahrzehnten nachhaltig beeinflusst. So war er einer der ersten Chemiker, die das breite Potenzial von Thioharnstoffen in der Organokatalyse erkannt haben. Seine grundlegenden Arbeiten sind für dieses Forschungsgebiet von großer Bedeutung. Der „Schreiner-Katalysator“ wird in vielen Laboren weltweit eingesetzt. Der Chemiker und Leiter des Instituts für Organische Chemie forscht im Bereich der metallfreien Katalyse, der Nanodiamanten und des quantenmechanischen Tunnelns zur Entwicklung und Verbesserung nachhaltiger chemischer Methoden. Der Neubau der Chemie und die Gründung des Zentrums für Materialforschung vor einigen Jahren bieten dem renommierten Wissenschaftler dabei ideale Forschungsbedingungen.
Bildunterschrift: Prof. Dr. Peter Schreiner ist Leibniz-Preisträger 2024. Foto: JLU/Katrina Friese
Prof. Schreiner ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seine Forschungsarbeiten wurden vielfach gewürdigt und gefördert, etwa mit der Adolf-von-Baeyer-Denkmünze der Gesellschaft Deutscher Chemiker (2017) oder durch einen ERC Advanced Grant (2022). Von der American Chemical Society (ACS) bekam er einen der höchsten US-amerikanischen Preise für organische Chemie, den Arthur C. Cope Scholar Award 2021. Prof. Schreiner hat sich mit fast 500 Publikationen in renommierten internationalen Fachzeitschriften (u.a. in „Science“ und „Nature“) eine hervorragende wissenschaftliche Reputation erworben. Der in Nürnberg geborene Wissenschaftler wurde nach dem Chemiestudium an der Universität Erlangen-Nürnberg und in den USA sowohl in organischer Chemie (Erlangen, Dr. rer. nat.) als auch in theoretischer Chemie promoviert (Computational Chemistry, USA, University of Georgia, Athens, Doctor of Philosophy).
Seit dem Jahr 2002 hat er die Professur für Organische Chemie an der JLU inne. Prof. Schreiner war von 2012 bis 2015 als Vizepräsident für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Mitglied des Präsidiums und gehört dem Senat der Universität an.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Peter Schreiner ist beteiligter Forscher am FCMH Campus-Schwerpunkt „Material, Molekül und Energie“. Die Entwicklung zukunftsträchtiger Technologien und Materialien ist das zentrale Ziel der gemeinsamen Forschungsaktivitäten der Forschenden im Campus-Schwerpunkt „Material, Molekül und Energie“.
Ergänzende Informationen
Ziel des 1985 eingerichteten Leibniz-Programms der DFG ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern. Die Entscheidung über die Preisträger trifft der Hauptschuss der DFG aufgrund einer Empfehlung des Nominierungsausschusses für das Leibniz-Programm. Das Preisgeld soll von den Leibniz-Preisträgern innerhalb von sieben Jahren projektbezogen verwendet werden, unter anderem für die Nachwuchsförderung.
http://www.dfg.de/foerderung/programme/preise/leibniz-preis
Kontakt
Prof. Dr. Tobias Erb
Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO)
Philipps-Universität Marburg
E-Mail:
Prof. Dr. Peter R. Schreiner
Institut für Organische Chemie
Heinrich-Buff-Ring 58, 35392 Gießen