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Spotlight: LOEWE-Schwerpunkt ADMIT - Advanced Medical Physics in Imaging and Therapy

In Mittelhessen hat die hochschulübergreifende Kooperation im Bereich der medizinischen Physik eine lange Tradition und kann nun einen großen Erfolg verbuchen: In diesem Jahr startete unter Federführung der Technischen Hochschule Mittelhessen mit den Partnern Philipps-Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen sowie weiteren Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus Deutschland und den USA der neue LOEWE-Schwerpunkt „ADMIT“. Wir haben Sprecher Prof. Dr. Boris Keil (THM) dazu befragt, was die Ziele des Vorhabens sind und warum die Verbundstruktur im FCMH die ideale Grundlage bietet.

Video-Interview zum neuen LOEWE-Schwerpunkt ADMIT mit Projektleiter Prof. Dr. Boris Keil

Das Verbundforschungsvorhaben begegnet einer immer relevanter werdenden Herausforderung in Industrieländern, nämlich dem Anstieg von Krebs- und neurodegenerativen Erkrankungen. Sprecher Prof. Dr. Boris Keil (THM) erläutert im Interview: „Allein in Deutschland erkranken jährlich über 450.000 Menschen pro Jahr erneut an Krebs. In der westlichen Welt ist es mittlerweile so, dass circa 60 % der gesamten Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben ein neurologisches Krankheitsbild entwickeln werden.“ ADMIT, dessen Akronym für „Advanced Medical Physics in Imaging and Therapy“ steht, setzt bei der Diagnostik an, denn diese wird bei den beiden Krankheitsbildern hauptsächlich mithilfe bildgebender Verfahren durchgeführt. In der zunächst vierjährigen Förderphase will das Konsortium rund um Sprecher Prof. Dr. Boris Keil (THM) und seine Kollegin und stellvertretende Sprecherin des Schwerpunkts, Prof. Dr. Susanne Knake (Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg, stellvertretende Direktorin der Klinik für Neurologie am UKGM) mit einem Cluster von zwölf Expertinnen und Experten aus den Gebieten Strahlentherapie und –physik, Onkologie und Neurologie durch die Entwicklung neuer medizinphysikalischer Methoden die bildgesteuerte Therapie verbessern. Dazu erhält das Projekt eine Förderung von rund 4,8 Millionen Euro.

Ein solch interdisziplinäres Konsortium sei kaum von einer Hochschule zu stemmen und könne eigentlich, so Keil, nur im Verbund mit mehreren Hochschulen zusammengestellt werden. Der Schwerpunkt ADMIT profitiert dabei von der engen Zusammenarbeit der drei mittelhessischen Hochschulen im Verbund des Forschungscampus: In gemeinsamen Aktionsfeldern sind hochschulübergreifende Forschungsaktivitäten bereits jahrelang gelebte Praxis, die in ADMIT unter der thematische Klammer der bildgebenden Verfahren in der Therapie von neurodegenerativen und Krebserkrankung zusammenkommt. Das Projekt ADMIT hat inhaltliche, personelle und methodische Schnittstellen zum Profilbereich „Tumorforschung und Immunologie“ sowie zum Campus-Schwerpunkt „Geist, Gehirn und Verhalten.“

Keil selbst ist Professur für Magnetresonanztomographie und Bildgebung an der Technischen Hochschule Mittelhessen und fokussiert seine Forschung, wie er uns im Interview berichtet, auf die Entwicklung von Hardware-Komponenten. Er sei „Instrumentalist für Magnetresonanztomographie“ und setze seine Expertise in ADMIT ein, um bildgebende Verfahren für Patienten besser, schneller, sensitiver und komfortabler zu machen, aber auch, um diese Verfahren für Menschen mit Kontraindikationen zu öffnen. Dazu zählen beispielsweise Patientinnen und Patienten mit implantierten DBS-Elektroden (von engl. deep brain stimulation) zur Modulation pathologischer Hirnfunktionen und Linderung der Symptome neurologischer Erkrankungen wie Parkinson.

Nach dem Ausblick für die zu entwickelnden medizin-physikalischen Diagnostik- und Therapieansätze gefragt erläutert Keil, dass er sich vorstellen könne, dass bildgebende Verfahren so weiterentwickelt werden, dass sie „die erste Anlaufstelle sind in der Diagnostik“, die den weiteren Behandlungsverlauf bestimmt. Ergänzend dazu könne künstliche Intelligenz bei der Datenverwertung zum Einsatz kommen, um so neue Informationen aus den Datensätzen der bildgebenden Verfahren zu erschließen und damit letztlich den Therapieverlauf regelmäßig neu anpassen zu können. 

 

Was ist die gesellschaftliche Relevanz der Forschung im LOEWE-Schwerpunkt ADMIT?

Die PIs im ADMIT-Konsortium:

Prof. Dr. Sebastian Adeberg Direktor der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) und Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT)
Dr. Kilian Baumann Fachbereich Life Science Engineering (THM)
Prof. Dr. Kai-Thomas Brinkmann II. Physikalische Institut (JLU)
Prof. Dr. em. Rita Engenhart-Cabillic Gastprofessorin und ehemalige Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und des MIT
Prof. Dr. Martin Fiebich Fachbereich Life Science Engineering (THM)
Prof. Dr. Boris Keil Fachbereich Life Science Engineering (THM)
Prof. Dr. Susanne Knake Fachbereich Medizin (UMR), stellvertretende Direktorin der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM)
Prof. Dr. Andreas Mahnken Direktor der Klinik für Radiologie am Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT)
Dr. Ulrike Theiß Laborleitung in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM)
Prof. Dr. Klemens Zink Fachbereich Life Science Engineering (THM) und Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT)

 

 

Weiterführende Einblicke in die Teilprojekte von ADMIT sowie aktuelle Neuigkeiten erhalten Sie auf der Homepage des Schwerpunktes unter:

https://admit.medical-physics-hessen.de/de/