19. Mai 2025 - Gemeinsam gegen den Klimawandel - Nachhaltige Entwicklung von Agrarökosystemen im neuen "Liebig Centre"
Joint FAO/IAEA Centre of Nuclear Techniques in Food and Agriculture (Wien) und JLU gründen Kooperationszentrum für Agroökologie und Klimafolgenforschung
Das „Liebig Centre for Agroecology and Climate Impact Research“ („Liebig Centre“) kann ab sofort seine Arbeit aufnehmen. Eine entsprechende Vereinbarung von JLU und der gemeinsamen Stelle von FAO/IAEA haben JLU-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz und
Dr. Najat Mokhtar, Deputy Director General and Head of the Department of Nuclear Sciences and Applications, am 16. Mai 2025 im Rahmen eines Online-Meetings unterzeichnet.
Das neue Zentrum setzt auf isotopengestützte Methoden, um die nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, Erträge zu steigern und v.a. die nötigen Anpassungen an den Klimawandel in über 180 UN-Mitgliedsstaaten weltweit voranzubringen. Ein herausragendes Beispiel ist die Atoms4Food-Initiative, mit der die Vereinten Nationen ihre Mitgliedsstaaten dabei unterstützt, Ernährungssicherheit zu verbessern, Nahrungsmittelverluste zu reduzieren und klimaangepasste Bewirtschaftungssysteme zu etablieren:
https://www.iaea.org/services/key-programmes/atoms4food
Institut für Pflanzenökologie
Das Institut für Pflanzenökologie der JLU unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Müller – der bei der Gründung des „Liebig Centre“ in Wien präsent war – ist ein langjähriger Partner der IAEA und betreibt eines der weltweit ältesten FACE-Systeme. FACE ist ein Akronym für „Free Air Carbon Dioxide Enrichment“. Mit der FACE-Technik können direkt im Feld die Effekte erhöhter atmosphärischer CO₂-Konzentrationen auf die Dynamik von Ökosystemen untersucht werden. Seit Mitte der 1990er-Jahre werden an der JLU kontinuierlich Langzeitdaten in einem extensiv bewirtschafteten Grünland erhoben, die eine fundierte wissenschaftliche Basis für die Bewertung von Klimafolgen und die Entwicklung klimafester Landnutzungssysteme bieten. „Die Schlüsseltechniken basieren dabei auf der Anwendung stabiler Isotope, um die zugrundeliegenden biogeochemischen Prozesse, insbesondere Kohlenstoff- und Stickstoffflüsse, unter zukünftigen Klimabedingungen quantifizieren zu können“, erläutert Prof. Müller.
Institut für Insektenbiotechnologie
Die agrarökologische Forschung im „Liebig Centre“ wird durch die Arbeiten des Instituts für Insektenbiotechnologie im Pflanzenschutz unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Schetelig maßgeblich erweitert. In enger Zusammenarbeit mit dem Insect Pest Control Laboratory (IPCL) der FAO/IAEA entwickelt das Institut biologische und biotechnologische Verfahren zur nachhaltigen Bekämpfung invasiver Schadinsekten. Am Institut werden neue Verfahren zur Sterilen Insektentechnik (SIT) erforscht, bei denen Schädlinge gezielt und ohne den Einsatz von Pestiziden bekämpft werden können. Dazu gehören unter anderem genetische Methoden, mit denen nur männliche Insekten gezüchtet werden, sowie neue Ansätze zur schnellen und umweltschonenden Eindämmung invasiver Arten. „Diese Forschung hilft, den Pestizideinsatz zu verringern, die Artenvielfalt zu schützen und stärkt die internationale Vorreiterrolle der JLU auf diesem Gebiet“, erklärt Prof. Schetelig.
„Liebig Centre“
Das neu gegründete „Liebig Centre“ dient als internationale Plattform, die Forschende aus aller Welt vernetzt, den Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen fördert, UN-Forschungsprogramme unterstützt und zur Ausbildung sowohl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch von Studierenden aus IAEA-Mitgliedsstaaten beiträgt. Ziel ist es, wissenschaftsbasierte Informationen und technische Lösungen für die Klimafolgenforschung bereitzustellen und an die unterschiedlichen regionalen Bedingungen weltweit anzupassen.
Der Name „Liebig Centre“ knüpft an das Erbe von Justus Liebig an, der bereits im 19. Jahrhundert an der Universität Gießen mit der Entwicklung von Düngemitteln und agrarchemischen Verfahren entscheidende Beiträge zur Verbesserung der Ernteerträge und zur Bekämpfung von Hunger leistete. Sein Einsatz für die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis und für die Vermittlung von Wissen an und in die Gesellschaft spiegelt den Anspruch des neuen UN-Zentrums an der JLU wider.
Joint FAO/IAEA Centre of Nuclear Techniques in Food and Agriculture
Die gemeinsame Stelle fördert und unterstützt den Einsatz der Stabile-Isotopen-Technologie in der Lebensmittel- und Landwirtschaft der FAO- und IAEO-Mitgliedstaaten. Damit soll ein Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit und zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung weltweit geleistet werden.
Weitere Informationen
https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb08/Inst/pflanzenoek/mitarbeiter/cmueller
https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb09/institute/iib/ibp
Profilbereich "Klima- und Klimafolgen"
Prof. Dr. Christoph Müller ist beteiligter Forschender des Profilbereichs „Klima- und Klimafolgen". Die Erforschung der vielfältigen Aspekte des Nutzungs-, Klima- und Biodiversitätswandels als Folge und Teil des globalen Wandels sind die zentralen Ziele des Campus-Profilbereich „Klima- und Klimafolgen“.
Kontakt
Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Christoph Müller
Institut für Pflanzenökologie
E-Mail: christoph.mueller
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